Vergessene alevitische Persönlichkeiten – Halil Öztoprak (Xalil Alxas)

Halil Öztoprak ist im Jahr 1892 im Dorf Axtil im Landkreis Elbistan (Maras) geboren und gehört dem Stamm der Alxas an. Er sprach fließend Kurdisch, Arabisch, Osmanisch/Türkisch, Persisch und war auch der deutschen Sprache mächtig. Er studierte den Koran in Ägypten und stand mit vielen alevitischen Persönlichkeiten in Kontakt wie Scheich Mamo aus Sariz, dessen Tochter er auch später heiratete, oder BaşköylüHasan Efendi aus Erzincan.

Er gilt als der erste alevitische Schriftsteller. 1956 veröffentlichte er sein erstes Buch „Kuran´da Hikmet Tarihte Hakikat“ (Die Weisheit im Koran, die Wahrheit in der Geschichte). Es ist einer der wenigen alevitischen Korankommentaren. In diesem Buch erklärt Halil Öztoprak, dass die alevitische Gebetsrituale konform mit dem Koran seien und dass die Aleviten die wahren Muslime sind.

Er analysiert hierfür Koranverse und argumentiert damit, dass das alevitische Ritual auf die richtige Interpretation dieser Verse beruht. Weiterhin schreibt er, dass die fünf täglichen Gebete, während der Abbasidenzeit eingeführt wurden. Er verweist zusätzlich auf Korankommentare, Übersetzungen und andere Hilfstexte von sunnitischen Gelehrten, die wiederum von der ʿUlamā‘ akzeptiert werden.

Öztoprak wirft gleichzeitig der ʿUlamā‘ vor, dass sie dem Volk über viele Aspekte des Korans nicht informiert, und sogar bestimmte Wahrheiten und esoterisches Wissen zerstört haben. Er bringt die ʿUlamā‘ mit dem politischen Regime des osmanischen Sultanats in Verbindung.

Hintergrund

Im Jahr 1950 fand in der Türkei die ersten freien Wahlen statt. Adnan Menderes ging mit seiner „Demokrat Parti“ als Sieger hervor. Einer seiner ersten Amtshandlungen war u.a. die Einführung der Meinungs- und Pressefreiheit. Dies nutzen insbesondere sunnitische Gruppierungen, um regelrecht gegen die Aleviten zu hetzen. Halil Öztoprak Werke waren eine Antwort auf die Hetzschriften der Sunniten.

Die sunnitisch-extremistische Zeitschrift Sebîlürreşâd griff mehrmals Halil Öztoprak an. Die Zeitschrift teilte ein Dokument, dass von 67 Muftis (sunnitische Rechtsgelehrten) aus dem ganzen Land unterschrieben wurde, die ein Verbot des Buches forderten sowie die Hinrichtung von Halil Öztoprak. In einem anderen Artikel wird Halil Öztoprak auf die Titelseite gedruckt und es wurde folgendes geschrieben:

„Angriff auf die Grundlagen des Islams, Anrufung von Hz. Ali als Allah, Verbreitung von Schirk, Blasphemie und Aufruhr. Halil Toprak, Propagandist des Alevitentums,“

1956 verbot das Amtsgericht in Antep das Buch von Öztoprak. Das Urteil wird jedoch später vom Justizministerium wieder aufgehoben.

Halil Öztoprak schrieb noch folgende Bücher:

Kur’an’da Hikmet İncil’de Hakikat (Die Weisheit im Koran, die Wahrheit in der Bibel)

Kur’anda İbadet Müslüman’a Saadet (Die Gottesanbetung im Koran, die Glückseligkeit der Muslime)

Wenn du ein Diener Gottes sein willst

Dann sei Medschnun

Leyla ist die Führerin Deines Weges

Denn das wahre Gebet liegt in der Sehnsucht nach Gott

Halil Öztoprak

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