Halil Öztoprak ist im Jahr 1892 im Dorf Axtil im Landkreis Elbistan (Maras) geboren und gehört dem Stamm der Alxas an. Er sprach fließend Kurdisch, Arabisch, Osmanisch/Türkisch, Persisch und war auch der deutschen Sprache mächtig. Er studierte den Koran in Ägypten und stand mit vielen alevitischen Persönlichkeiten in Kontakt wie Scheich Mamo aus Sariz, dessen Tochter er auch später heiratete, oder BaşköylüHasan Efendi aus Erzincan. Er gilt als der erste alevitische Schriftsteller. 1956 veröffentlichte er sein erstes Buch „Kuran´da Hikmet Tarihte Hakikat“ (Die Weisheit im Koran, die Wahrheit in der…
Read MoreMusahiplik
Musahip (arab. Muṣāḥib), aus dem arabischen ṣḥb entlehnt, bedeutet „Freund, nahe Person“. Sinngemäß bedeutet es jedoch Beschützende, Unterstützende und Beobachtende. Das Musahiplik beschreibt im Alevitentum den religiösen Bund zweier Männer. Hierbei handelt es sich meist um beste Freunde, die den religiösen Bund eingehen. Die beiden Männer verpflichten sich ein Lebenslang füreinander da zu sein, sich gegenseitig zu beschützen und sich um die Kinder des anderen zu kümmern. Sollten die Männer verheiratet sein, werden ihre Ehefrauen mit in den Bund einbezogen. In einigen alevitischen Regionen war das Musahiplik die Grundvoraussetzung für…
Read MoreWer war Seyit Riza?
„War Seyit Rıza ein Großgrundbesitzer mit 230 Dörfern, wie so oft von türkischen Nationalisten behauptet wird?“ Nein, das war er nicht! Seine Familie besaß nur das Dorf, in welchem sie auch wohnten, die Rede ist vom Dorf Ağdat. Zudem gehörten ihnen auch noch 5 weitere Grundstücke in den Weilern (Siedlungsgebiete, die kleiner als ein Dorf sind) Loşik, Zeynikan, Haçkirek, Kırğan Kirmıli und Dere Areyi, diese waren jedoch so klein, dass man dort lediglich nur 2-3 Familien ernähren konnte. In der Region Dersim gab es so gut wie gar keine Großgrundbesitzer,…
Read MoreSäuberungsaktion in Dersim nach den Memoiren von Musa Anter
Eine Passage aus „Meine Memoiren“ (Hatiralarim) von Musa Anter, übersetzt von Ernst Tremel, in der über eine Säuberungsaktion in Dersim berichtet wird: Ein andermal waren wir im Lager und ruhten uns unter den Bäumen aus. Unser Kompanieführer, Oberleutnant Secaettin, fing an von seinen Erlebnissen zur Zeit des Aufstandes in Dersim zu erzählen, und das mit heller Begeisterung. Ich möchte Ihnen hier nur einen kurzen Einblick in die Geschehnisse geben, von denen er eine ganze Serie berichtete: Wir hatten eine Säuberungsaktion begonnen. In einer Höhle fanden wir eine Familie. Den Großvater,…
Read MoreAnklageschrift gegen Seyit Riza
Am 28.10.1937 wurde in der Tageszeitung „Ulus“ die gesamte Anklageschrift des Staatsanwaltes Hatemi Sahanoglu gegen Seyit Riza veröffentlicht. Übersetzt wurden die vorliegenden Auszüge von Özgür Inan Boztas, welche er in seiner Dissertation „Völkerstrafrechtliche Aufarbeitung der Handlungen der türkischen Republik an den Zaza-Aleviten in Dersim in den Jahren 1937 und 1938“ vorgestellt und analysiert hat: „Die Dersimer sind seit jeher Türken gewesen. Man muss sich nur die unzähligen türkischen Ortsnamen und die Namen der Stämme anschauen, um zu sehen, dass es sich um pure Türken handelt. Die als „Seyitlik“ bezeichnete religiöse…
Read MoreAhmet Korkmaz – Bericht eines Überlebenden über die Säuberungsaktionen in Dersim
1938 wurden einige Gegenden in Dersim zur „verbotenen Zone“ deklariert und waren somit für die Entvölkerung vorgesehen. Um diese Ortschaften zu entvölkern, wurden Säuberungsaktionen durchgeführt. Türkische Soldaten marschierten in die Dörfer ein, riefen den Ortsvorsteher zu sich und befahlen ihm, alle Dorfeinwohner auf einem zentralen Platz zu versammeln. Daraufhin wurde diesen aufgetragen, in ihre Häuser zu gehen und alle Waffen und Werkzeuge, welche sich als Waffen eigneten, auf den zentralen Platz zu bringen und den Soldaten zu übergeben. Danach wurden die waffenfähigen Männer von der Gruppe getrennt und weggeführt. Die…
Read MoreEtymologie des Ortsnamens Dersim
Die Homogenisierungspolitik, welche zur Gründungszeit des türkischen Staates eines der wichtigsten politischen Ziele Atatürks war, beinhaltete unter anderem auch die Türkisierung geographischer Namen. So wurde die Region Dersim durch das Gesetz über die Verwaltung des Vilayets Tunceli (umgangssprachlich auch Tunceli-Gesetz), welche am 25. Dezember 1935 verabschiedet wurde und am 2. Januar 1936 in Kraft trat, in Tunceli umbenannt. Der einstige Name wird jedoch unter der Bevölkerung immer noch benutzt und es wurden sogar auch schon ernsthafte Bemühungen gestartet, um den früheren Namen Dersim wieder offiziell werden zu lassen. Erwähnenswert hierzu ist, dass die…
Read MoreDie Abstammung
Dummheit! Der Dumme zeigt sich darin,dass er mit seiner Abstammung prahlt.Stammen nicht alle Menschen von einer Mutter,einem Vater ab?Sahst du jemals einen Menschen,aus Silber geboren?Sahst du jemals einen Menschen,aus Eisen geboren?Sahst du jemals einen Menschen?Einen aus Kupfer oder Grundbesitz,aus Geld oder Ackerland geboren?Sind nicht alle Menschen aus Fleischund Nerven gemacht?Aus Blut, Knochen, Nerven und Fleisch?Sind sie nicht aus Hefe,aus einem Tiegel hervorgegangen?Stammen nicht alle Menschen von einer Mutter,einem Vater ab?Wenn der Mensch das Bedürfnis hat zu loben,dann für die Vernunft, für das Wissen,für ein freundliches Wesen, für ein gutes Herz.Dummheit!…
Read MoreCemevi vs. Cami
Zu Lebzeiten des Propheten Mohammed wurde der Begriff Cami/Dschami nicht für Gebetshäuser verwendet. Im Koran und in den Hadithen heißt es nur Mescit/Masdschid. Masdschid bedeutet Ort der Niederwerfung. Das erste mal, dass der Begriff Dschami in der Literatur auftaucht ist das Jahr 871. Ab diesem Zeitpunkt heißt es Masdschid Dschami. Und erst ab dem 11. Jahrhundert wird der Begriff Dschami separat für Gebetshäuser verwendet. Was bedeutet Cem?Cem ist aus dem arabischen Wort Dscham (Versammlung) entlehnt und heißt Versammlung/Zusammenkunft. Das Cam in Cami bedeutet genauso Versammlung und ist ebenso aus dem selben Wort Dscham…
Read MoreEvliya Celebi über das Kerzenauslöschen
Ich habe euch im letzten Posting erzählt, wie Hocas sich weigerten die Secere von Seyh Dilo Belincan wahrheitsgetreu zu übersetzen, da darin von kurdischen Stämmen die Rede war. Heute erzähle ich euch von einem anderen Beispiel, wo wieder einmal bewusst Passagen ausgelassen wurden. Ihr habt ja wahrscheinlich schon mal den Begriff „Kerzenauslöschen“ (mum söndürmek) gehört? Es handelt sich hierbei um die perversen sexuellen Fantasien der Sunniten, die sie auf die Aleviten projizieren und welche vor allem während den Auseinandersetzungen zwischen den Osmanen und Safawiden verbreitet wurden, um die Aleviten zu dämonisieren. Menschen,…
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